Núria Güell

Meine Praxis ist weder die Darstellung von Kontemplation oder einer virtuosen Technik sondern eine Tätigkeit der Konfrontation, der Auseinandersetzung mit dem Offensichtlichen und dem Herkömmlichen. Dabei bewege ich Kunststücke und führe legale und illegale Aktionen durch, spreche Personen an -mögen diese Kompliz*innen oder keine Kompliz*innen sein- oder vollziehe ich bürokratische Prozesse? Oft zwinge ich die öffentlichen Kunstinstitutionen, die mich beauftragen, sich  in eine Richtung zu bewegen, die sie vorher nicht kannten. Dabei beabsichtige ich diese zu engagieren, anstatt sie bloße Betrachter*innen sein zu lassen. Meine Arbeiten setzen sich aus Zeichen und Verschiebungen zusammen, die der Darstellung entfliehen. Was ich schließlich in dem Ausstellungsraum zeige sind weder Darstellungen noch autonome Objekte; es sind Spuren oder Hinweise dieser/ von Verlagerungen. Die Eigenständigkeit des Kunstwerkes ist somit Ausdrucksbewegung.

Meine Arbeiten starten meistens mit einem sozialen oder politischen Konflikt, gegenüber dem ich mich zur Auseinandersetzung verpflichtet sehe. Die Absicht dabei ist etwas festzustellen, das vorher nicht sichtbar war. In anderen Worten: einen Teil der Realität wahrzunehmen. Um das zu ermöglichen müssen auch meine Praxis sowie meine Überzeugungen in Frage gestellt werden.

Andererseits kann ich nicht leugnen, dass es auch eine starke subversive Neigung in meiner Arbeit gibt. Grund dafür ist, dass ich die künstlerische Praxis nicht als kulturelle Tätigkeit betrachte. Im Gegenteil, ich verstehe sie als soziale und politisch- notwendige Praxis, in der das Kulturelle und das Etablierte ins Spiel kommen.