Installation
Anaïs Senli: Linea Fusca (2020) photo © Anaïs Senli
Anaïs Senli: Linea Fusca (2020) Window Showcase, photo © Patricia Escriche

„Linea Fusca“ untersucht Mutterschaft als Politikum, indem sie die Beziehung zwischen Pflegearbeit und praktischem Wissen über die materielle Welt durch die Erfahrung der Reproduktion und Mutterschaft analysiert. Mütterliche Aktivität, ohne mit einem bestimmten Geschlecht assoziiert zu werden, benötigt die Mutter, um auf die materielle Realität menschlicher Verletzlichkeit zu reagieren. Was beinhaltet demnach eine Ethik, die auf der Akzeptanz beruht, dass wir unmittelbar auf die Unterstützung anderer angewiesen sind? Kann die Erfahrung mütterlichen Daseins eine Gesellschaft fördern, die auf gegenseitigem Zusammenwirken basiert?

Im Gegenzug untersucht „Linea Fusca“ die Reproduktion als körperlichen Prozess, der auf dem Erleben des Anderen beruht. Schwangerschaft setzt ein plötzliches Eindringen des Andersartigen in den austragenden Frauenkörper voraus. Während der neun Monate, in denen sie jemand anderen in ihrem Körper trägt, erlebt die Schwangere ein intensives Doppelleben, merkt die kontinuierlichen Änderungen in und an ihrem Körper, durch den sie das Wachstum ihres zukünftigen Kindes spürt. Doch diese physische Erfahrung wird nicht nur ausschließlich während der Schwangerschaft erlebt, wegen ihrer relationalen Natur dauert sie auch nach der Geburt weiterhin an. Während eine Verbindung mit dem Kind aufgebaut wird, ändern wir unsere Wahrnehmung und Konstruktion des Selbst, untergraben dafür unsere Integrität oder Einheit. Wir, als Individuen, teilen uns auf, indem wir das Andere, das Kind, im Zentrum unseres Selbst aufnehmen. Was bedeutet es, dass wir uns nicht unabhängig, sondern durch die Beziehung zu dem Anderen konstituieren?

Text: Eirik Sördal and Anaïs Senli
Ton: Stephen McEvoy
Stimme: Ania Nowak
Kamera: Mireia Guzmán
Video Edition: Anaïs Senli
Fleisch: Pilar Fonseca, Ignacio Español, Emil Sær Senli Sördal, Eirik Sördal and Anaïs Senli